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NOAH und die Folgen

Tierische Lust im "Pornopandaemonium"

Gefangene Pandas werden durch Pornos stimuliert

Die "Großen Pandas", auch als Bambusbären bekannt, gehören zu den gefährdeten Arten. Gerade mal ca. 125 Tiere leben noch in den Zoos weltweit und ungefähr 1000 Bären in der Freiheit der chinesischen Berge, hauptsächlich in den Provinzen Sichuan, Shaanxi und Gansu. Ihre Habitate verschwinden, weil die von Bambus bewachsenen Flächen von der einheimische Bevölkerung in Kulturland verwandelt werden. Der Bambusbär ist ein echter Tierstar - wegen seiner Seltenheit und seiner prägnanten Zeichnung erkor der "World Wildlife Fund" (WWF) (http://www.panda.org/) den Bambusbären sogar zum Wappentier.

Da "Große Pandas" das Reich der Mitte nur mit Genehmigung höchster Regierungsstellen verlassen dürfen, sind die Tiergärten der Welt froh, wenn sie die kostbaren Tiere ihrem Bestand einreihen dürfen. Als die chinesische Regierung nach Präsident Nixons Goodwill-Tour 1972 dem New Yorker Nationalzoo das Bärenpaar Ling-Ling and Hsing-Hsing schenkte, entdeckten die Amerikaner ihre Liebe zu den Glücksbären und besuchten zu Tausenden den Zoo.

Was liegt also näher, als den Pandas biblische Hoffnungen mit auf den Weg in die Gefangenschaft zu geben: "Seid fruchtbar und mehret Euch." Karnickel tun es. Beutelmäuse tun es auch - mitunter so intensiv, dass sie selbst den Tod für die Lust in Kauf nehmen. Nur Pandas - tun es selten bis nie. Gefangene Pandas sind lustschwache Wesen, denen der Gefängnisaufenthalt vollends die ohnehin etwas lendenlahme Freude am Sex verdirbt. Chinas Zoologen sind aber fest entschlossen, ihren biologischen Nationalschatz nicht an der versiegenden Lust träger Bären verenden zu lassen. Die chinesischen Panda-Forschungs- und Erhaltungszentren haben ausführliche Programme entwickelt, um die Reproduktion der seltenen Tiere mit allen Mitteln zu sichern. Künstliche Besamung und randvolle Panda-Sperma-Banken reichen aber offensichtlich nicht aus, um zufrieden stellende Ergebnisse zu erzielen. Und die Uhr der Spezies tickt gefährlich weiter.

Zwar weiß man, dass ein tierischer "Interkurs" von 21 Sekunden schon reicht, um Bärinnen in freudige Erwartung zu versetzen. Aber das Panda-Forschungszentrum in Wolong/Provinz Sichuan konstatierte mehr als 60 % unerregbare Tiere. Null Bock auf Sex! Bisher hat sich das Forschungszentrum auch von spendierfreudigen Viagra- und Aphrodisiaka-Herstellern nichts schenken lassen, weil man auf Natürlichkeit setzt und letztlich die Umwelt- und Ernährungsbedingungen der Tiere verbessern will.

Doch das sind langwierige Überlebensstrategien, auf die man sich nicht allein verlassen kann, weil der Mensch des Bären größter Feind ist. Was also tun, um der Natur zur Natur zu verhelfen? Was Menschen Recht ist, um ihre Lust anzuheizen, soll den trägen Bären billig sein: Pornos. Panda Pornos! Videos von kopulierenden Tieren sollen den Jungtieren Lust bereiten, zur geflissentlichen Nachahmung anregen. Vielleicht liegt das ja im Trend neuer Tierbeobachtungen, da längst die These widerlegt ist, dass die Sexualität der Tiere ausschließlich der Fortpflanzung diene. Von der oft beobachteten Homosexualität im Tierreich bis zum flotten Dreier bei Bartgeiern in den spanischen Pyrenäen gilt auch die tierische Libido als äußerst plastisch. Affenmännchen etwa suchen den Sex mit ranghöheren Tieren, um ihre Position auf dem Affenhügel zu verbessern. Die viel beobachtete tierische Freude am eigenen Gemächt gilt auch als Ausweis purer Lust – jenseits der prosaischen Gesetze der Evolution (Vgl. etwa: "Michael Miersch, Das bizarre Sexualleben der Tiere. Ein populäres Lexikon von Aal bis Zebra, Eichborn Frankfurt/M, 1999, noch bizarrer: (http://www.zyn.de/onkelsendung?page=2).

Das chinesische Pandapornoprogramm zeigt auch schon Erfolge: Die Impotenzrate der männlichen Tiere sei durch den Pornokonsum von 80% auf 60%, in einem Forschungszentrum gar auf 50% zurück gegangen. Das chinesische Pandapornokino ist bereits eine Verfeinerung gegenüber den zuvor angewandten Methoden, die Natur wieder auf sich selbst zurückbesinnen zu lassen. Tiersex-Pionier Yu Jianqiu, Vizedirektor des Forschungsstelle für Pandazucht in Chengdu, der Haupstadt der Provinz von Sichuan, hat herbe Rückschläge erfahren: "Einige Jahre zuvor haben wir das Modell einer Pandabärin konstruiert, um die männlichen Tiere zu trainieren." Aber die Männchen verschmähten den schnöden Fake-Sex. Nicht nur die Erhaltungszuchtstelle in Chengdu wendet nun vorzugsweise das Pandapornokino an: Sowohl im Zuchtzentrum von Wolong in den Bergen von Sichuan als auch in Peking vertraut man auf die heißen Bilder.

Das Porno-Szenario lockt aber zuvörderst nicht mit der Lust, weil sich die menschlichen Projektionen über eigenes Pornoverständnis nicht mit tierischen Verhaltensweisen decken. Die Pandas werden zunächst mit Nahrungsangeboten geködert, vor den Monitoren zu verharren, um endlich zu begreifen, wie ihre Natur funktioniert. Dabei hatte doch Hegel das Allgemeine des animalischen Charakters darin gefunden, dass die Gattung die treibende Subjektivität ist, "in die die Lebendigkeit gelegt ist, die sich hervorbringen will". Doch gefangene Pandas sind etwas Besonderes: Keine Spur von (Be)Gattungsinteresse.

Die Pornostimulationsmethode wurde aus der Not fehlender Bedienungsanleitungen für "unwissende" Pandas entwickelt. Nach Zhang Hemin, dem Direktor des Forschungs und Erhaltungszentrums für den "Großen Panda" in Wolong beobachten Jungtiere in natürlicher Umgebung die Erwachsenen während der Paarungszeit, sehen die Kämpfe um den begehrten Partner und vor allem: den "Akt" selbst. Gefangenen Männchen fehlt dagegen der Anschauungsunterricht, sodass es also nicht zuvörderst ein libidinöses, sondern ein kognitves Problem sein mag. Institutsdirektor Zhang Hemin hilft der Natur so auf die Sprünge: "Manchmal lassen wir sie zusehen, wenn andere Tiere kopulieren und später zeigen wir ihnen die Videos". Tatsächlich sind die visuellen und auditiven Reize geeignet, die Libido der lustschwachen Bären zu steigern. Leider stellen sich auch der wissenschaftlichen Pornounterstützung noch andere Hindernisse in den Weg: Einige Weibchen sind wählerisch, wenn es um die Partnerschaftswahl geht. Menschlich, allzumenschlich...

Berliner Lustprobleme

Auch in Berlins Zoo (http://www.zoo-berlin.de/) wurde schon vor geraumer Zeit der sexuelle Pandanotstand ausgerufen. Dabei waren die Bärenfreunde zunächst noch voll freudiger Erwartung gewesen, nachdem Berlin als einziger europäischer Zoo Pandabären präsentieren konnte. Die Bärin Yan Yan wurde 1995 eigens aus China eingeflogen, um mit dem respektablen Pandamann Bao Bao eine deutsche Panda-Kolonie zu gründen. Ein Zoologe gab Anlass zu größten Hoffnungen: "Sein Samen ist hervorragend". Doch Bao Bao lüstete es mehr auf Zuckerrohr als auf Bärinnenfleisch. Auch Importhoffnung Yan Yan zeigte kein Interesse an der menschlich gestifteten Zwangsehe. Thomas Hildebrandt vom Berliner Institut für Zoo- und Wildtierforschung weiß, dass sich gefangene Panda-Pärchen oft nicht mögen. Zudem kommen sie in freier Natur nur zur Paarungszeit zusammen.

Auch künstliche Befruchtungen hatten bei der Berliner Panda-Bärin lediglich zu einer Scheinschwangerschaft geführt. Zwar waren die Hormonwerte gestiegen, aber es gab keinen Embryo. Die Probleme nahmen kein Ende. Da Panda-Bärinnen nur einmal im Jahr einen Sexualzyklus haben, ist die Trefferquote bei künstlicher Befruchtung ohnehin besonders niedrig. Yan Yan, die noch nie einen Zyklus hatte, wurden Hormone injiziert, um sie zu stimulieren, bevor die künstliche Befruchtung mit Bao Baos tiefgefrorenem, erstklassigem Samen möglich wurde. Die Sensation blieb indes aus. Allein der Zoo in Madrid meldete vor nahezu zwanzig Jahren Vollzug.

Nach mehrjährigen fruchtlosen Versuchen, die Kopulationsbereitschaft der Tiere zu fördern, sind die Berliner Zoologen nun auch reif für die Porno-Methode. Dabei war der weitere Aufenthalt der Leihgabe Yan Yan für reproduktive Zwecke längere Zeit ungeklärt: Die Bärin war zunächst auf Initiative Eberhard Diepgens länger ausgeliehen worden, um doch noch den weniger von ihr als ihren Hütern heiß begehrten Nachwuchs zu produzieren. Der Rückflug nach China blieb offen, nachdem die "Green Card" der Bärin im April 2000 abgelaufen war. Nun soll sie zumindest noch einige Jahre im Berliner Zoo bleiben, nachdem das Forstministerium in Peking grünes Licht signalisiert hat. Yan Yan hat also noch Chancen, die Berliner Tierfreunde glücklich zu machen.

Panda-Mania in USA

Auch die USA kommen als Importland für Pandapornos in Betracht, obwohl konservative US-Bürgervereinigungen gegenwärtig Präsident Bush ja unter Druck setzen, die Verbreitung von Pornografie – etwa über Internet-Portale wie Yahoo – strenger zu ahnden. Bereits Bärin Ling-Ling and Partner Hsing-Hsing, das erwähnte chinesisches Staatsgeschenk von 1972, kamen nur sehr langsam auf Touren. Anfänglich hatte Hsing-Hsing auch den menschlichen Glauben an die animalische Brunst und den sicheren Tierinstinkt nicht gerade bestärkt, als er versuchte, mit weniger geeigneten Körperteilen von Ling-Ling zu kopulieren. Das Ganze entwickelte sich zur journalistisch entfachten Soap-opera, die von den Zoologen durch künstliche Besamung und einen potenten Pandabären aus Großbritannien zum Happyend gebracht werden sollte.

Letztlich funkte es dann zwischen Ling-Ling and Hsing-Hsing doch noch und immerhin gab es fünf Junge im Zeitraum 1983 bis 1989. Glücklich wurde die amerikanischen Tierfreunde gleichwohl nicht, da die Jungpandas die Kindheit nicht überlebten. Amerika erging sich im Herzschmerz, als schließlich auch Ling-Ling 1992 an Herzversagen und Hsing-Hsing 1999 an Nierenversagen das Zeitliche segneten. Nun hofft man auf die Nachfolgestars des New Yorker Nationalzoos, die Bärin Mei Xiang, 1998 geboren und Tian Tian, 1997 geboren - jung genug also, um Nachwuchs zu produzieren, denn fruchtbar sind Pandas bis zum 18. Lebensjahr.

Gleichwohl macht der Sexprotest im Tiergefängnis "Zoo" die lustfeindlichen Bären nicht nur für puritanisch eingestellte Tierfreunde geradewegs sympathisch. Der Zoo ist kulturell hart umkämpftes Pflaster: "Foundation Freeborn" oder "Animal Peace" (http://www.animal-peace.org/) haben den Zoo immer wieder als Tierknast denunziert. Auch Mei Xiang and Tian Tian im New Yorker Nationalzoo werden rund um die Uhr von 20 Kameras beobachtet, um die Verhaltensweisen der Tiere, ihre Interaktionen, Fress- und Stressverhalten besser kennen zu lernen. Erklärtes Ziel der New Yorker und chinesischen Zoologen ist es letztlich, die gefährdeten Tiere von der Gefangenschaft wieder in die Wildnis zu überführen - wenn es denn morgen noch Pandas Bambusparadiese gibt.

Spekulationen über heiße Video-Importware aus dem importierfreudigen China sind angebracht: Pornokonsumenten sollten also in Zukunft bei lustverheißenden Titeln wie "Giant Panda Sex Fest" oder "21 seconds to explosive orgasm" aus der fernöstlichen Fleischküche besser zwei Mal hinsehen. Zur Beruhigung der Gemüter meint ein Berliner Zoologe, dass die Videoshows den Tieren keinen Schaden zufügen würden. In der Tat: Die sittliche Verunsicherung der Tiere dürfte gegenüber dem Umstand der offensichtlich wenig artgerechten Verpflanzung in Zoos nicht allzu schwer wiegen. Pandaexperten sind indes skeptisch, dass der Pornounterricht im Berliner Pandaparadies viel nütze. Yan Yan sei schlicht zu alt, um Bao Baos Paarungsinteresse zu wecken. Es wäre besser, wenn die Chinesen ihm eine heißere Lustbärin schicken würden. Aber die sind knapp...

Online-Pandas

Aber vielleicht wird das Lustzelluloid ja demnächst noch viel mehr Nachfragen auslösen. Kürzlich wurde eine zweijährige Bärin aus Wolong per Internet adoptiert. Ein amerikanisches Paar erwarb das Tier bei der ersten Panda-Online-Adoption der Welt. Noch vierzig weitere "Große Pandas" werden auf den Online-Auktionen angeboten. Das Online-Adoptionsprogramm wird von der US-Firma "Twinbays International" gesponsort und von der "China Wildlife Conservation Association"  (http://www.zhb.gov.cn/english/NGO/CWCA.htm) unterstützt. Die Auktionserlöse wandern in das Budget des Panda-Forschungszentrums in Wolong. Erfolgreiche Ersteigerer dürfen den Pandas Namen geben und bekommen wöchentliche Updates und Videos über die Erfolge und Aktivitäten ihrer Adoptivkinder. Und vielleicht sind ja auch einige Videos darunter, die als Lehr- und Lernmaterial andere Pandas wieder auf den rechten Pfad lustvoller Reproduktion zurückführen.

Goedart Palm

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