Sehr
geehrte Frau Oberbürgermeisterin Dieckmann,
Von
60,7 Mio. Euro, welche die Stadt Bonn in diesem Jahr für Kultur in den
vier Bonner Stadtbezirken auszugeben plant, entfällt auf die einzige öffentliche
Kultureinrichtung im Stadtbezirk Hardtberg, das Kulturzentrum, nicht etwa
ein Viertel des Budgets, auch nicht 10 %, was in etwa dem Bevölkerungsanteil
des jungen Stadtbezirks entsprechen würde, sondern weniger als
bescheidene 0,01 %. Von 8000 Euro Etat im letzten Jahr durften nur 6400
ausgegeben werden, in diesem Jahr zittern die Hardtberger um einen letzten
Rumpfbetrag von 5000 Euro. Ab dem kommenden Jahr soll nicht nur dieser äußerst
bescheidene Veranstaltungszuschuss entfallen, sondern die Stadt möchte
auch die Bewirtschaftungskosten des Hauses (Steuern, Energiekosten,
Abfallbeseitigung etc. in Höhe von ca. 20.000 Euro) einsparen.
Zum
Vergleich:
Die 10 in anderen Bonner Stadtbezirken beheimateten "Privattheater"
erhalten zusammen einen Zuschuss von knapp einer Million Euro, also
durchschnittlich 100.000 Euro Unterstützung pro Einrichtung als
Veranstaltungsförderung; hinzu kommen in einigen Fällen ebenfalls die
nicht im Kulturhaushalt ausgewiesenen Bewirtschaftungskosten.
Im
Hardtberg geht es summa summarum (Hausbewirtschaftung und
Veranstaltungsetat) um ca. 25.000 Euro, womit über 100 Veranstaltungstage
im Jahr - mehr als in den meisten anderen Bonner Kultureinrichtungen -
bestritten werden, die durchweg gut bis sehr gut besucht sind:
Was
wurde bisher geboten:
-
bürgernahe
Volkskultur (z.B. Hardtberger Volksbühne),
-
Bildungsveranstaltungen
(Kunstkurse der VHS),
-
Nachwuchsförderung
(Beethoven Bonnensis, Musik und Kunst aus Bonner Schulen),
-
anspruchsvolle
Konzertreihen (Meisterkonzerte klassische Gitarre),
-
Kunstausstellungen,
bei denen die Künstlergruppe Semikolon eigene aber auch fremde Künstler
präsentiert.
Wie
das Kulturzentrum es in den letzten Jahren geschafft hat, bei minimaler Förderung
eine so reichhaltige, beispielhafte „Kultur vor Ort“ zu bieten, sollte
als vorbildlich betrachtet werden. Denn organisiert wurde das Ganze
wesentlich durch das ehrenamtliche Engagement der verschiedenen
beteiligten Gruppen, insbesondere auch durch die
Künstlergruppe Semikolon, der das Kulturamt ausdrücklich eine
ordentliche und zuverlässige Kooperation bescheinigt.
Aber
statt ehrenamtliches Engagement in Zeiten leerer Kassen zu fördern, würde
es bei einer Schließung des Kulturzentrums bestraft und letztlich zerstört!
Der
Hardtberg ist ein junger aufstrebender Stadtbezirk, in dem in den
kommenden Jahren neuer Wohnraum für viele junge Familien entstehen soll.
Geben
Sie deshalb Duisdorf die Chance, durch minimale Umschichtungen aus anderen
Bereichen die erforderlichen bescheidenen Mittel freizuschaufeln, um dem
wunderschönen Gründerzeithaus im Zentrum von Duisdorf das Überleben zu
sichern und damit die Standortattraktivität unseres Stadtbezirks
weiterzuentwickeln.
Engagierte
Kulturpolitiker vor Ort arbeiten an einem neuen Veranstaltungskonzept, das
verstärkt potenzielle Sponsoren oder Investoren einbeziehen soll; nur lässt
sich so etwas nicht aus dem Boden stampfen.
Dass
die Stadt angesichts der prekären Haushaltslage einen noch größeren
Anteil als bisher durch Einnahmen gedeckt sehen will, ist einzusehen. Dass
aber eine Kulturveranstaltungseinrichtung komplett „kommerziell“
funktionieren soll, noch dazu in solch kurzer Frist, ist zu viel verlangt.
Jeder, der mit Kultur zu tun hat, weiß, dass das nicht geht, wenn
zugleich das Niveau hochgehalten werden soll.
Denn
wenn es möglich wäre, in Jahresfrist Kulturangebote auf kommerzielle Füße
zu stellen, dann könnte die Stadt die Förderung privater und freier
Gruppen gleich ganz aus ihrem Etat streichen.
Die
Bitte der FDP Duisdorf ist vielmehr: Bekennen Sie sich zum Kulturstandort
Duisdorf, geben Sie uns die notwendige Zeit, zumindest solange die Städtebauförderung
noch läuft, deren Anteil sich für das letzte Bindungsjahr (bis 2007
einschl.) in etwa auf den Zuschussbedarf beläuft.
Wir
wissen, dass die Stadt aufgrund der angespannten Haushaltssituation
dringend sparen muss. Die meisten Bonner Kultureinrichtungen leisten dazu
einen Beitrag, indem bei ihnen teils drastische Sparmaßnahmen erfolgen.
In keiner vergleichbaren Kultureinrichtung wirkt sich der Sparzwang aber
so unmittelbar existenziell aus, wie beim Kulturzentrum Hardtberg.
Wir
möchten daher Ihnen und den Kollegen in der Bonner Kulturszene einen
Vorschlag machen: Abgesehen vom Beethovenorchester und den städtischen Bühnen,
denen in den nächsten Jahren eine besonders hohe Sparleistung abverlangt
wird, belaufen sich die Kulturausgaben der Stadt auf ca. 32 Mio.
€. Wenn jede dieser bezuschussten Einrichtungen nur 0,1 % ihres Etats
bereit wären, zusätzlich zu kürzen, wäre das Kulturzentrum gerettet.
Ein
Rechenbeispiel: die genannten „Privattheater“ müssten bei einem städtischen
Gesamtzuschuss von 100.000 Euro dann auf 100 Euro verzichten. Aber auch
eine Unterstützung durch Veranstaltungseinnahmen im Saal des
Kulturzentrums wäre ein solcher „Solidarbeitrag“.
All
dies ist als kurzfristige Rettungsaktion notwendig. Mittel- und
langfristig soll für das schöne Gründerzeithaus ein kulturelles
Nutzungskonzept entwickelt werden, das Sponsoring und Privatinitiative
einbezieht und die Bonner Kulturlandschaft um neue, bisher brachliegende
Facetten erweitert, ohne den Kulturetat mehr zu belasten, als bisher. Aber
auch nicht weniger. Denn weniger geht einfach nicht mehr in unserem
Stadtbezirk!
Bitte
helfen Sie uns, ein lebendiges Kulturleben am Standort Duisdorf/Hardtberg
zu erhalten und weiterzuentwickeln.
Solveig
Palm
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